Internationaler Tag der Eltern-Kind-Entfremdung - 25. April 2021

Internationaler Tag der Eltern-Kind-Entfremdung 2021

„Ich will nicht zu Papa!“ „Mama soll mich in Ruhe lassen!“

Nach einer Trennung oder Scheidung passiert es, dass Kinder einen vormals geliebten Elternteil ablehnen.

Wie kann es zu solch heftiger Ablehnung kommen? Gab es etwa gravierenden Missbrauch, Vernachlässigung oder Gewalt durch den abgelehnten Elternteil?

In vielen Fällen ist die Ursache der Ablehnung nicht im Verhalten des abgelehnten Elternteils zu suchen, sondern in einem heftigen Loyalitätskonflikt des Kindes, der das Kind dazu nötigt, sich nach der Trennung für einen von zwei geliebten Elternteilen zu „entscheiden“ und den anderen abzulehnen.

Ein solcher Loyalitätskonflikt kann bewusst von einem Elternteil geschürt werden, der sich nach einer schmerzhaften Trennung wünscht, den ehemaligen Partner aus seinem Leben und dem des Kindes zu verbannen. Er kann auch durch einen heftig eskalierenden Elternstreit entstehen, in dessen Folge die Erwachsenen die Bedürfnisse ihres Kindes aus dem Blick verlieren. Häufig kommt das Problem aber auch viel subtiler daher. Einem Elternteil geht es nach der Trennung emotional sehr schlecht und das Kind fühlt sich für dessen Wohl verantwortlich. Oder das Kind spürt die Wut eines Elternteils auf den anderen und hat Angst, diesen Elternteil zu enttäuschen oder gar zu verlieren, wenn es sich dem anderen positiv zuwendet.

Die an familiengerichtlichen Verfahren beteiligten Professionen, wie Verfahrensbeistände, Familienberater/Innen, Gutachter/Innen und Richter/Innen, stehen der massiv vorgetragenen Ablehnung in der Regel hilflos gegenüber. Häufig wird in zeitaufwändigen Gutachten nach Ursachen gesucht oder es werden Missbrauchsvorwürfe gegen den abgelehnten Elternteil verfolgt, die sich schließlich als unhaltbar herausstellen. Dann heißt es: „das Kind soll zur Ruhe kommen“, in der Hoffnung, die Ablehnung löse sich mit der Zeit auf.

Leider führen diese Verzögerungen zu einer Verfestigung der Ablehnung und damit einer Verschärfung der Situation, denn solange das Kind dem offenen oder subtilen Druck des Loyalitätskonfliktes schutzlos ausgesetzt ist, ist es nicht in der Lage, die Ablehnung aufzugeben.

Seelische Folgen der Entfremdung wie beispielsweise Depressionen, mangelndes Selbstwertgefühl, Beziehungsschwierigkeiten, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen werden oft erst im Erwachsenenalter sichtbar.

Wissenschaftler und Psychologen erkennen in der Entfremdung eines Kindes von einem einst geliebten Elternteil emotionalen Missbrauch.

Ausgegrenzte Elternteile leiden ebenfalls unter der Situation, werden psychisch krank.

Am 25. April 2021 wird alljährlich, seit seiner Einführung im Jahr 2006, international auf das Phänomen der Eltern-Kind-Entfremdung aufmerksam gemacht.

Die Medien nehmen dieses sensible Thema zunehmend in den Fokus:

Die gute Nachricht: Wird Eltern-Kind-Entfremdung rechtzeitig erkannt und die Hilfsbedürftigkeit der Kinder und ihrer Eltern gesehen, ist Abhilfe, bei frühzeitiger Intervention, möglich. Angebote der Jugendhilfe wie Co-Mediation für die Elternteile, Kurse wie „Kinder im Blick“ oder „Kinder aus der Klemme“ sind erfolgversprechend.

Im Falle schwererer und länger anhaltender Entfremdung ist entschiedenes Eingreifen durch die Gerichte erforderlich. Diese Verfahren sollten mit größtmöglicher Sensibilität geführt werden. Bewährte Vorgehensweisen für solche Verfahren sind die „Cochemer Praxis“ und die „Warendorfer Praxis“.

Zurück